Talentplattformen – Unterschiede zwischen Indien und Afrika: Partnerschaft mit Talent Plattform Kolaborate (Uganda)

Der weltweite Arbeitskräftemangel nimmt zu, und eine der vielen Strategien zur Linderung des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften ist die Talentmobilität. Deutschland ist eine von vielen entwickelten Volkswirtschaften, die unter Arbeitskräftemangel aufgrund einer alternden Bevölkerung und des schnellen Wachstums neuer Branchen leiden. Konkret gibt es Regionen und Subkontinente mit einem Überfluss an jüngeren und leicht verfügbaren Fachkräften, um die Lücke in Deutschland zu schließen. Indien, Afrika und Südamerika gehören zu den vielen Regionen, die von Fachleuten brummen.

Indien ist eines der wichtigsten Herkunftsländer von Zugewanderten in Deutschland. Die Zahl der hier lebenden indischen Staatsangehörigen hat sich von 2012 bis 2022 mehr als verdreifacht und liegt inzwischen bei über 210.000 Personen (Destatis, 2023). Im März 2023 waren knapp 116.000 von ihnen erwerbstätig (Bundesagentur für Arbeit BA, 2023). Die meisten beschäftigten Personen aus Indien waren im Juni 2023 mit einem Anteil von 21 Prozent im Bereich Information und Kommunikation tätig. Im Vergleich dazu lag der Anteil aller Beschäftigten aus Drittstaaten in diesem Bereich mit 5 Prozent wesentlich niedriger (BA, 2023).

Talente aus Afrika hinken hier zahlenmäßig weit hinterher. Warum ist das so? Wir sehen hierfür drei wesentliche Gründe:

Zugang zum Arbeitsmarkt durch ein Studium in Deutschland

Mehr als 380.000 internationale Studenten waren, 2022/2023 an deutschen Hochschulen eingeschrieben (iwd Köln). Die Region Asien/Pazifik ist mit einem Anteil von 32 Prozent mit deutlichem Abstand die wichtigste Herkunftsregion für internationale Studenten an deutschen Unis und Fachhochschulen. Darunter studierten circa 43.000 Inder/innen2022 an einer deutschen Hochschule – das waren 146 Prozent mehr als im Wintersemester 2017/18.

Die größte Anzahl Studierender aus Afrika kam 2022/2023 aus Ägypten (8.083), gefolgt von Kamerun (7.537) und Marokko (7.478) (Statista).

Viele Fachkräfte arbeiten hier schon – Netzwerke und Empfehlungen

Wenn ausländische Studenten nach dem Abschluss in Deutschland eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, verringert das den Fachkräftemangel. Hinzu kommt: Häufig helfen in Deutschland lebende ausländische Akademiker neuen Zuwanderern beim Einstieg in Leben und Arbeit vor Ort, in Berlin lässt sich das besonders bei den Themen Arbeitserlaubnis und Wohnungssuche beobachten.

Wichtiger aber noch für den Arbeitsmarkt sind die Erfahrungen die Arbeitgeber mit diesen Fachkräften gemacht haben. Wenn ein Unternehmer in seinem Netzwerk jemanden kennt, der bereits eine indische Software-Ingenieurin eingestellt hat, kann er sich dort erkundigen. Gerade im IT- und Digitalbereich sind viele Fachkräfte aus Indien angestellt, da kennt fast jeder Arbeitgeber jemanden, der eine Einschätzung abgeben kann.

In Berlin gibt es ein Netzwerk wie Black in Tech Berlin, das Talente aus Afrika betreut und vernetzt. Dieses Netzwerk ist aber viel kleiner als, dass das die vielen indischen Fachkräfte (auch weit über Deutschland hinaus) bereits geknüpft haben.

Wenn man dazu noch die Zuwanderung im Nichtakademischen Bereich (z.B. Pflege, vgl. Triple Win Kerala) nimmt, verschiebt sich das Bild noch mehr zugunsten von Indien.

Viele Fachkräfte sind bereits in Führungspositionen

Viele US-Tech-Konzerne werden derzeit von indischstämmigen Managern geführt (Microsoft, IBM, Alphabet). Das liegt zum Teil an den Top-Universitäten in Indien und der hervorragenden Ausbildung in Europe und den USA. In Bezug auf Afrika wird gerade erst versucht, die besten Köpfe auf entsprechende Positionen vorzubereiten. Ein Beispiel ist das Projekt AGYLE. AGYLE steht für „African German Young Leaders in Business“ und ist ein Projekt der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) und der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“. Gefördert wird es durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). AGYLE bietet jungen Führungskräften aus Afrika und Deutschland eine Plattform, um Ideen auszutauschen und sich aktiv zu vernetzen.

Und oft gilt immer noch das Einstellungsparadoxon, dass wenn Hans ausscheidet, Hänschen gesucht wird. Also für einen immer gleich ausgestalteten Arbeitsplatz eine/n Mitarbeiterin mit möglichst identischem beruflichem und biografischem Hintergrund gesucht wird.

Es wird also noch eine Zeit dauern, bis Talente aus Afrika den Vorspring von z.B. Talenten aus Indien aufgeholt haben.

Die großen US-amerikanischen Unternehmen sind hier im Übrigen schon ein Schritt weiter. Google und Microsoft haben bereits große Developercenter in Afrika gestartet und ziehen sich dort ihre Talente und Nachwuchskräfte heran.

Terratalent hat vor diesem Hintergrund eine Partnerschaft mit dem Startup Kolaborate Platforms begründet. Als Online-Marktplatz verbindet Kolaborate ein riesiges Netzwerk von Kreativprofis in der Region mit einer Vielzahl von Arbeitsmöglichkeiten. „Stellen Sie sich eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen vor, die Zugang zu einem umfangreichen Pool professioneller Talente suchen und deren Projekte genau nach ihren Vorstellungen umsetzen können“ so die Gründerin Pearl Gakazi.

Gemeinsam wollen terratalent und Kolaborate die Plattform als Drehscheibe für die Projekte und Talente zwischen Deutschland und Ostafrika ausbauen.